Heinrich Thein
Namensgeber unserer Schule

Heinrich Thein wurde am 20. März 1888 als Kind einer altfränkischen Töpferfamilie in Nürnberg geboren und besuchte dort die siebenjährige Volksschule. Nun sollte der junge Heinrich eigentlich Priester werden, da seine Familie nicht gerade reichlich mit irdischen Gütern gesegnet war und ein theologisches Studium den Eltern die finanziellen Sorgen um eine Ausbildung genommen hätte. Doch trotz aller materiellen Schwierigkeiten ließ ihn der Vater - vielleicht aus Stolz auf sein Handwerk - ebenfalls zum Töpfer ausbilden. Wie anstrengend diese Ausbildung war, welcher Einsatzbereitschaft es bedurfte, sie so durchzustehen, wie der junge Heinrich Thein es sich vorgenommen hatte, mag man daran erkennen, dass er noch nach elfstündiger Tagesarbeit am Abend die freiwillige sog. Gewerbeschule besuchte.

Dank der hervorragenden Ergebnisse während seiner dreijährigen Ausbildung schickte man ihn nach dem Lehrabschluss für zwei Jahre an die Bildhauer- und Zeichenschule nach München. Dort konnte er sich in den Klassen der Professoren Jobst, Godron und Glatz erfolgreich weiterbilden, obwohl er gleichzeitig für seinen Unterhalt sorgen musste. Er arbeitete deshalb täglich bis in die Nacht und konnte sich all die Freuden und Annehmlichkeiten, die heute für viele Gleichaltrige selbstverständlich sind, nicht leisten. Der enorme Einsatz lohnte sich jedoch. Nach einigen Jahren, in denen Heinrich Thein als Gehilfe in München, Gundelfingen und Gunzenhausen tätig war, wurde der erst 21jährige zum Leiter und Meister der Abteilung Modellfabrikation in die Ofen- und Modellfabrik Gunzenhausen berufen.

Der erste Weltkrieg unterbrach seine berufliche Laufbahn. In den Jahren 1914 bis 1919 musste sich Heinrich Thein, abgesehen von der Militärzeit, seinen Lebensunterhalt als Kontorist und Reisender einer Großhandlung verdienen.

Erst 1920 kehrte er in den erlernten Beruf zurück und zwar als Leiter und Mitinhaber der väterlichen Ofenfabrik in Hofheim. Nun endlich konnte er all die erlernten handwerklichen Möglichkeiten ausprobieren, studieren, verbessern und zur meisterlichen Kunst ausbauen. Der Ruf seines hervorragenden Könnens und seiner künstlerischen Ausdruckskraft verbreitete sich rasch, und er wurde 1925 zum künstlerischen Leiter der angesehenen SOMAG-Werke in Meißen berufen. Dort konnten ihm all die Voraussetzungen und Möglichkeiten geboten werden, seine handwerklichen und künstlerischen Vorstellungen zu verwirklichen. Neben seiner Tätigkeit als künstlerischer Leiter trug er noch Verantwortung als Meister der Modellabteilung sowie als Lehrer der Werkschule. In den nun folgenden 20 Jahren als leitender Mitarbeiter der SOMAG-Werke reifte Heinrich Thein zu einem der ausdrucksstärksten bildenden Künstler seiner Zeit. Davon zeugen eine Reihe von zeitgenössischen Würdigungen und Kritiken seiner Person und seiner Werke.

1949 kehrte er in den Westen zurück und übernahm die künstlerische Leitung der ROHNA-Werke und der städtischen Keramschule in Nienburg an der Weser. Nach Erreichen des Ruhestandes kehrte er in seine fränkische Heimat nach Haßfurt zurück und arbeitete dort als nebenberuflicher Lehrer an der Berufsschule.

Es war der Verdienst des damaligen Leiters der Berufsschule, Oberstudiendirektor Willi Bahr, an "seiner" Schule erstmals im Jahre 1958 Aufbaulehrgänge zuführen, in denen begabte Berufsschüler den mittleren Bildungsabschluss erreichen konnten. Damit war in Haßfurt die erste Berufsaufbauschule (BAS) entstanden - eine Schulart, die unter dieser Bezeichnung 1959 durch eine Verordnung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus in ganz Bayern eingeführt wurde.

Die Initiatoren der BAS hatten bei der Verwirklichung ihrer Pläne aber auch das Glück, dass ein Mann wie Heinrich Thein als nebenberuflicher Lehrer an dieser Schule wirkte. Er war Helfer und Antrieb gleichermaßen. So gab es für die Namensverleihung "Heinrich-Thein-Schule" keine bessere Gelegenheit als das 25jahrige Jubiläum der Berufsaufbauschule, deren Existenz unkennbar mit seinem Namen verbunden bleibt.

Heinrich Thein war nicht nur ein großer Befürworter der Berufsaufbauschule, sondern auch ein tatkräftiger Förderer des zweiten Bildungsweges. Durch eine von ihm eingerichtete Stiftung werden heute noch bedürftige und begabte Schüler des zweiten Bildungsweges finanziell unterstützt, obwohl es die Berufsaufbauschule schon lange nicht mehr gibt.

Heinrich Thein starb am 19. März 1969.